Für eine werdende Mutter bedeutetet die Geburt eine wahre Herausforderung. Auch wenn das Ziel, sein sehnlich erwartete Baby endlich in den Arm zu schließen, nah ist, muss der Körper eine enorme Kraft aufbringen.
Während dieser intensiven Erfahrung können viele Faktoren eine entscheidende Rolle spielen, um den Prozess so reibungslos und schmerzarm wie möglich zu gestalten. Eine der wichtigsten Techniken, um den Schmerz während der Wehen zu bewältigen, ist die bewusste Atmung. Wir werden die Bedeutung der richtigen Atmung bei Wehen erläutern und Dir wertvolle Tipps zur Verfügung stellen.
Die Bedeutung der Atmung bei Wehen:
Die richtige Atmung bei Wehen ist von entscheidender Bedeutung, da sie dazu beiträgt, die Spannung im Körper zu reduzieren, den Sauerstofffluss zu optimieren und die Muskeln zu entspannen. Wenn eine Frau während der Wehen flach oder schnell atmet oder ihre Atmung unregelmäßig ist, kann dies zu erhöhtem Stress, vermehrter Schmerzwahrnehmung und einer verminderten Sauerstoffversorgung des Babys führen.
Hier sind einige der Vorteile der richtigen Atmung bei Wehen:
Schmerzreduktion:
- Wenn eine Frau gestresst oder ängstlich ist, werden vermehrt Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet. Dies verstärkt die Wahrnehmung von Schmerzen. Durch eine ruhige, kontrollierte Atmung kann der Körper Stress abbauen und die Produktion von Stresshormonen verringern, was die Schmerzen weniger intensiv empfinden lässt.
- Die Konzentration auf die Atmung lenkt die Aufmerksamkeit von den Schmerzen ab. Wenn du dich auf die Bewegung deines Atems konzentrierst, kannst weniger Raum für Schmerzempfindungen lassen.
Entspannung:
Eine flache und schnelle Atmung führt dazu, dass die Muskeln angespannt bleiben. Durch tiefes Atmen in den Bauch hinein, können die Muskeln besser entspannen, was den Beckenboden lockert und der Muttermund sich so besser öffnen kann.
Sauerstoffversorgung:
Eine gute, regelmäßige, tiefe Atmung fördert die Durchblutung - so werden sowohl Mutter ,als auch das Baby ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was während der Geburt von entscheidender Bedeutung ist.
Kontrolle:
Durch die bewusste Atmung kannst du das Gefühl der Kontrolle über den Geburtsprozess entwickeln, was die Angst und den Stress reduziert.
Unterstützung durch Endorphine: Eine effektive Atmung kann die Ausschüttung von Endorphinen stimulieren, die körpereigenen Schmerzmittel. Diese Endorphine können Schmerzen lindern und ein Gefühl des Wohlbefindens vermitteln.
Tipps für die Richtige Atmung bei Wehen
Die richtige Atmungstechnik kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein, da jeder Körper und jede Erfahrung einzigartig ist. Dennoch gibt es einige bewährte Methoden, die dir während der Wehen helfen können:
Einatmen:
- Tiefes Atmen in deinen Bauch: Versuche tief in deinen Bauch zu atmen, nicht in die Brust. Wenn du einatmest, solltest du spüren, wie sich deine Bauchdecke hebt. Diese tiefe Atmung ermöglicht eine optimale Sauerstoffaufnahme und hilft bei der Entspannung deiner Muskeln.
- Langsames Einatmen: Versuche, dein Einatmen zu verlangsamen. Ein ruhigeres Einatmen hilft dabei, deinen Herzschlag zu stabilisieren und deinen Körper zu beruhigen.
- Kontrollierte Atemmuster: Während der Wehen kannst du Atemmuster verwenden, um deine Atmung zu kontrollieren. Ein häufig empfohlenes Muster ist das Zählen. Dies schafft einen gleichmäßigen Atemrhythmus.
- Fokussiertes Atmen: Stelle dir vor, wie der Sauerstoff deinen Körper und deine Gebärmutter erreicht und die Muskeln entspannt. Dieses fokussierte Atmen kann dazu beitragen, den Schmerz in den Hintergrund zu drängen.
Ausatmen:
- Sanftes Ausatmen: Beim Ausatmen solltest du den Atem sanft und gleichmäßig freigeben. Vermeide es, den Atem abrupt auszustoßen, da dies zu zusätzlicher Anspannung führen kann.
- Entspanntes Ausatmen: Nutze das Ausatmen, um körperliche Anspannungen loszulassen. Lasse beim Ausatmen bewusst los und spüre, wie sich die Muskeln entspannen.
- Längeres Ausatmen: Ein etwas längeres Ausatmen im Vergleich zum Einatmen kann helfen, den Körper weiter zu entspannen und den Herzschlag zu verlangsamen.
- Kontinuierliches Atmen: Atme kontinuierlich. Halte den Atem nicht an, da dies zusätzliche Spannung erzeugen kann.
Tönen:
- Eine lockere Kehle und ein entspannter Hals sind beim Tönen von entscheidender Bedeutung. Das Tönen erfordert, dass du Töne während des Ausatmens erzeugst, was wiederum hilft, Anspannungen im oberen Teil deines Körpers zu lösen.
- Das Tönen lenkt deine Aufmerksamkeit von den Wehenschmerzen ab. Es ermöglicht dir, in einen rhythmischen und meditativen Zustand einzutauchen, der den Schmerz weniger intensiv erscheinen lässt.
- Zusätzlich kann es dir bei der Aufrechterhaltung deines Atemrhythmus helfen. Du kannst die Töne geschickt mit deiner Atmung koordinieren, indem du beispielsweise bei jedem Ausatmen einen tiefen Ton erzeugst.
- Es kann auch eine emotionale Entlastung bieten, da während der Wehen starke Emotionen auftreten können. Das Ausdrücken von Lauten oder Tönen kann dazu beitragen, diese Emotionen freizusetzen und dich zu beruhigen.
- Bewährt haben sich lange „A-„ und „O-„ Töne. Sie werden als offene und entspannende Laute beschrieben. Der Fokus wird auf das Öffnen und Entspannen des Körpers gelenkt und sind nützlich, wenn der Geburtskanal sich öffnen soll.
- Vermeide „Ihh“-Töne, das bewirkt eher das Gegenteil.
- Koordiniere das Tönen mit deiner Ein- und Ausatmung, indem du beispielsweise einen tiefen Ton erzeugst, während du langsam ausatmest.
- Wähle eine unterstützende Umgebung, in der du dich wohl fühlst, um dich selbstbewusster zu fühlen.
Atmung in der Schwangerschaft „trainieren“: Übe das Atmen und Tönen im Voraus, entweder in Geburtsvorbereitungskursen oder zu Hause. Je mehr du dich mit der Technik vertraut machst, desto leichter fällt es dir, sie während der Wehen anzuwenden.
Geburtsvorbereitungskurse: Nehme an Geburtsvorbereitungskursen teil, in denen spezielle Atemtechniken erlernt werden können, die auf jeweilige Bedürfnisse und Vorlieben zugeschnitten sind.
Begleitperson: Deine Begleitperson kann dir helfen, deine Atmung zu kontrollieren und dich daran erinnern, tief und langsam zu atmen.
Entspannungstechniken: Kombiniere die Atmung mit Entspannungstechniken wie Visualisierung oder Massagen.
Flexibilität: Sei flexibel und passe deine Atemtechnik an die verschiedenen Stadien der Wehen an. Die Art der Atmung, die am Anfang hilfreich ist, kann sich im Verlauf der Geburt ändern.
Positive Affirmationen: Während du atmest, wiederhole positive Affirmationen oder Mantras, um deine Gedanken positiv zu lenken und Ängste zu reduzieren.
Fazit
In der Vorbereitung auf die Geburt ist es wichtig zu erkennen, dass jede Geburt und jede Frau einzigartig ist. Die Techniken des Ein- und Ausatmens sowie das Tönen können wertvolle Werkzeuge zur Schmerzlinderung und Entspannung während der Wehen sein. Jede Frau sollte die Freiheit haben, ihre eigene einzigartige Methode zu finden, um mit den Herausforderungen der Geburt umzugehen. Während diese Techniken wertvolle Unterstützung bieten können, höre stets auf deine eigenen Instinkte und Bedürfnisse und betrachte die Geburt als ein persönliches und bedeutsames Erlebnis, das deine Stärke und Einzigartigkeit widerspiegelt.
Weitere hilfreiche, natürliche Methoden zum Umgang mit den Wehen, findest du hier.